Posts Tagged ‘Journalistenprozess’

Datt und Ginzel sind Journalisten des Jahres

22. Dezember 2010

Die Leipziger Journalisten Thomas Datt und Arnd Ginzel sind Journalisten des Jahres in der Fachkategorie „Lokale Journalisten“. Beide wurden durch den Dresdner Journalistenprozess, der von April bis August dieses Jahres vor dem Amtsgericht der Landeshauptstadt stattfand, bundesweit bekannt.  
In der Begründung der Jury heißt es: “Thomas Datt und Arndt Ginzel gebührt Anerkennung für ihre Haltung, mit der sie seit Jahren die Nachwehen aus ihren Recherchen zum “Sachsensumpf” aus- und ertragen. 2010 erging ein höchst umstrittenes Urteil: Obwohl die Artikel der beiden Freien presserechtlich unangefochten sind, wurden sie wegen Verleumdung und übler Nachrede verurteilt. Fortsetzung folgt 2011: Datt und Gintzel gingen in Berufung – und wagen sich in der Zwischenzeit unbeirrt in weitere Sümpfe, zuletzt bei den Leipziger Wasserwerken.”

Journalisten des Jahres werden in zehn Fachkategorien von einer Jury im Auftrag des Mediummagazins gewählt.
Foto: Andreas Herrmann

taz kritisiert erneut Dresdner Justiz

26. August 2010

Im Kommentar zum am gestrigen Mittwoch von der Bundesregierung verabschiedeten „Gesetz zur Stärkung der Pressefreiheit“ kritisiert taz-Medienredakteur Steffen Grimberg heute erneut die sächsische Justiz. Der Beitrag unter der Überschrift „Gesetz gegen Justizsumpf“ endet: „…Hier werden zwei freie Journalisten per Strafrecht belangt, weil sie in ihrem Artikel berechtigte Fragen über die Rolle von Justiz und Ermittlern im sächsischen Rotlichtmilieu gestellt haben. Obwohl die erste Instanz gegen die Journalisten urteilte, hat die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt, weil ihr das Urteil zu lasch ist. Wo sich eine willfähige Justiz findet, nutzen der Pressefreiheit eben auch keine Schutzgesetze.“

Berufung gegen Urteil

25. August 2010

Gegen das Urteil im Dresdner Journalistenprozess hat die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt. Auch die verurteilten Leipziger Journalisten haben angekündigt, das Urteil anfechten zu wollen. Der DJV Sachsen wird die betroffenen Kollegen auch weiterhin unterstützen, dafür sprachen sich Landes- und Gesamtvorstand des Landesverbandes aus. “ Wir werden die zwei Kollegen weiter unterstützen. Es muss Journalisten gestattet sein, öffentlich Fragen zu stellen“, meint der Geschäftsführer des sächsischen Landesverbandes Michael Hiller.

Zum Prozess auch in der September-Ausgabe des journalist

Schmerzlich, schädlich, absurd…

13. August 2010

(geä. am 14.8.2010) Im Journalistenprozess vor dem Dresdner Amtsgericht wurde am Freitagmorgen vor zahlreichen Vertretern von Presse und elektronischen Medien das Urteil gesprochen. Die beiden Leipziger Journalisten Arndt Ginzel und Thomas Datt sind zu einer Geldstrafe von jeweils 50 Tagessätzen a 50 Euro verurteilt und gleichzeitig in allen weiteren Anklagepunkten freigesprochen. Die Verurteilung bezieht sich nunmehr lediglich auf die Fragestellungen im Zeit-online-Artikel, die nach Ansicht des Gerichtes als Tatsachen-Behauptungen zu sehen sind. Die vom DJV Sachsen befürchtete negative Wirkung des Prozesses auf die  journalistische Arbeit wird durch die Verurteilung bestärkt.  Der Vorsitzende Richter monierte  zudem zahlreiche journalistische Formulierungen, die seiner Meinung nach durch klare Quellenangaben belegt werden müßten. Obwohl das Urteil unter dem Strafmaß des ursprünglichen Strafbefehls und weit unter der Forderung der Staatsanwaltschaft liegt, haben Datt und Ginzel Berufung bzw. Revision angekündigt.  Die zwei Leipziger Journalisten fühlen sich trotz des Schuldspruchs gut. Das Urteil halten sie für absurd und nicht begründbar. DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken bezeichnet das Urteil als „schmerzlich für die beiden Kollegen und schädlich für den Journalismus in Deutschland“, DJV-Pressesprecher Hendrik Zörner charakterisiert es als  überzogen. Einige Prozessbeobachter werden deutlicher…
Insgesamt schadet die Verurteilung dem Journalismus aber auch dem Image des Freistaates Sachsen. Die Reaktion ausgewählter Medien im Anhang…
(more…)

Sächsische Verleger- und Journalistenverbände fordern Freispruch

3. August 2010

In einer heute verbreiteten gemeinsamen Pressemitteilung fordern der Verband Sächsischer Zeitungsverleger und der DJV Sachsen den Freispruch der derzeit vor dem Dresdner Amtsgericht stehenden Freien Journalisten aus Leipzig.  „Beide Verbände sehen im Strafantrag sowie in dem bereits zwölf Verhandlungstage andauernden Verfahren einen eklatanten Einschüchterungsversuch gegenüber Journalisten und den Medien insgesamt“, heißt es in der Erklärung.

Der Prozess wird am 5. August 2010 ab 9 Uhr mit den Schlussworten der Beklagten fortgesetzt. Am 13.8. soll das Urteil gesprochen werden.

Nebenkläger fordern Freiheitsstrafe

28. Juli 2010

Heute die Plädoyers, am 5. August die „letzten Worte“ der Beklagten und am 13. August 2010 das Urteil, so sieht das aktuelle Scenario im Dresdner Journalistenprozess aus. Die Entscheidung dazu fiel am Dienstag offensichtlich in „letzter Minute“, denn eigentlich sollte heute bereits ein Urteil gesprochen werden. Die August-Termine sind auf 9 Uhr beziehungsweise 8 Uhr (Urteil) in der Früh‘ angesetzt. (more…)

Dresdner Journalistenprozess – ein Dossier

28. Juli 2010

(Aktualisiert am 11.11.12) Am 13. November 2012 beginnt 9 Uhr vor dem Landgericht in Dresden der Prozess gegen zwei Leipziger Journalisten. Der dem vorausgehende Prozess am Amtsgericht Dresden im Jahr 2010 hatte bereits für Aufsehen gesorgt. In diesem überarbeiten Dossier sind nicht mehr aktive Links gestrichen – aktuelle Informationen zum Prozess 2012… hier  –  Hintergründe)

Am 13. August 2010 wurde im Journalistenprozess vor dem Dresdner Amtsgericht das Urteil gegen zwei Freie Journalisten aus Leipzig gesprochen. Der Prozess lief viereinhalb Monate, seit dem 1. April 2010. Die Medienpräsenz bei der Urteilsverkündung war überwältigend, ebenso die Medienresonanz zum Urteil.

Hier eine Zusammenstellung ausgewählter Medienbeiträge vor und während des Prozesses sowie zum Thema:

DJV-Kurier: Ein Musterprozess und seine Befindlichkeiten
Netzwerk Recherche thematisiert Dresdner Prozess
Prozessbeobachtung hier im DJV-Sachsen-Blog – Pressefreiheit

Die Links zu den beklagten Originalartikeln:
Spiegel, „Dreckige Wäsche„, 21.01.2008
Spiegel, Korrektur, 09.03.2009
ZEIT online, „Voreiliger Freispruch„, 27.06.2008
ZEIT online, Chronik: Die Geschichte des „Jasmin“ , 27.06.2008
Tagesschau: Viele Gerüchte, aber wenig greifbare Informationen

Weitere Beiträge von Datt/Ginzel zum Thema:

ZEIT online, 16.11.2007: Gefährliche Spuren
ZEIT online, 21.11.2007: Кöpfe müssen rollen

Andere ausgewählte Beiträge zum Prozess:
D-Radio Wissen 12.8.2010
Tagesschau Link
taz, Journalisten in der Schlussoffensive, 6.8.2010
DLF, Markt und Medien, 31.7.2010
berliner-journalisten.com
evangelisch.de, Freiheit a 6000 Euro
Süddeutsche, Nicht viel übrig, 29.7.2010
Berliner Zeitung, Eine Reihe von Auffälligkeiten, 29.7.2010
taz, Pressefreiheit vor Gericht, 29.7.2010
Sächsische Zeitung, Journalisten droht Geldstrafe 29.7.2010
Zapp, Sachsensumpf: Hartes Strafrecht, versuchte Einschüchterung, 28.7.2010
mvregio
Leipziger Volkszeitung: Akte Riemannstraße…  , 28.7.2010
mdr info: Leipziger Journalisten…  , 28.7.2010
Flurfunk Dresden
DJV fordert Freispruch,  27.7.2010
Reporter ohne Grenzen fordert Freispruch, 7.7.2010
DJV-Presseinformation DJV hilft Freien, 23.4.2010
Artikel von Ralf Geißler (Zeit online/journalist)
M (Menschen machen Medien), ver.di-Zeitschrift, 05/10 Link
taz Schaler Geschmack aus Dresden
LVZ: Sachsensumpf: Justiz nimmt Presse ins Visier, 23.04.2010
Berliner Zeitung: Ermittlung nach Wunsch, 20.04.2010
L-iz (Leipziger Internetzeitung), 19.04.2010 Link
FR: Der Sumpf, der eine Ente war, 16.04.2010
LVZ: Fördermittelskandal abgehakt, 12.04.2010
LVZ: Kommentar: Unangemessenes Vorgehen der Juristen, 12.04.2010
SZ: „Sachsensumpf“-Bericht vor Gericht, 03.04.2010
Süddeutsche, Haltloses Gerüchte – üble Anschuldigungen, 9.5.2008

(Zusammenstellung AH/MH  –  wird laufend aktualisiert. Für Informationen über neue Publikationen und Kommentare: presse@djv-sachsen.de)

Gestern beim Journalistenprozess

27. April 2010

Polemischer Ausdauerkampf im Dresdner Amtsgericht: Von 9 bis gegen 17.30 Uhr dauerte am Montag der fünfte Prozessakt gegen zwei freie Leipziger Journalisten – und dennoch wurde es guter Tag für den freien Journalismus in Sachsen, denn mindestens zwei der drei von der Dresdner Staatsanwaltschaft geladenen Zeugen konnte zur Erhellung und damit der Entlastung beitragen. Der Dresdner Korrespondent des Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL gab an, den Artikel, in dem nur der arteigene Einstieg und dass Wort „Geschäftsfreund“ (in einer vagen Zuweisung im Konjunktiv) strittig ist, komplett selbst geschrieben und verantwortet zu haben. Auch sei die spiegelinterne Prüfung durch Ressortleitung, Dokumentationsabteilung und Rechtsabteilung vor der Veröffentlichung ordentlich verlaufen, wobei letztere mit vier bis fünf Volljuristen gut ausgestattet und laut Verteidiger Ulf Israel sogar „legendär“ sei. Die Beklagten hätten nur mit Recherchevorleistungen und Kontakten gedient, eigentliche Quelle seien andere Protokolle, vor allem die von aktuellen Vernehmungen gewesen. Dass deren Namen mit dem seinigen unter dem Artikel stehen, wäre üblich und ein Akt der Fairness. Das Verfahren gegen ihn sei mit einer veröffentlichen Korrektur und einer Geldauflage, die der SPIEGEL bezahlte, eingestellt.

Ein Kriminalhauptkommissar, der vor kurzem im Landtag vor dem Untersuchungsausschuss aussagen musste und damals, anno 2000, mit einer Dienstaufsichtsbeschwerde von einem der nebenklagenden Ex-Richter, die sich mit beiden Artikel verleumdet sehen, im Berufsleben durchaus erschüttert wurde, gab an, dass durchaus mit weiteren Fotos als denen, die der Ermittlungsakte beigelegt wurde, gearbeitet wurde – aber ohne jede Treffer. Dies sei ein Fehler gewesen. Die beiden Journalisten habe er zum ersten Mal vor zwei Wochen gesehen – und die Strafanklage seitens des Leipziger Polizeipräsidenten gegen sie weder veranlasst noch gutgeheißen.

Der zweite Verteidiger, Steffen Soult, zeigte sich nach dem Verhandlungsmarathon zuversichtlich: „Meiner Ansicht nach ist die rechtliche Seite des Falls klar – unser Ziel heißt Freispruch.“ Bedenken hat er nur bezüglich der politischen Komponente, die dem Fall offenbar innewohne, die er aber weder beurteilen noch bearbeiten könne. Gut ist, dass das Medieninteresse am Fall sukzessive zunimmt – etliche Kollegen haben die Brisanz des Prozessausgangs für die Zukunft der Pressefreiheit in Sachsen offenbar erkannt und sind an einer kontinuierlichen Dokumentation des Falles interessiert. Auch der DJV-Bundesvorstand signalisierte am Freitag per Pressemitteilung Unterstützung und warnte vor einer Welle von Anklagen als Retourkutsche gegen Berichte über den so genannten „Sachsensumpf“ und prangerte das „repressive Vorgehen“ der Staatsanwaltschaft an.

Unklar blieb bislang, warum es ohne die üblichen presserechtlichen Schritte gegen die Veröffentlichung – die (samt SPIEGEL-Korrektur) aufgrund dessen alle noch verfügbar sind – sofort zu einem Strafprozess kam. Aber auch profunde Medienrechtler hätten ihren Spaß – nicht nur an den beklagten Passagen. Spannend wird es wieder am 26. Mai, dem nächsten richtigen Verhandlungstag. Dort könnte schon eine Entscheidung fallen – es sei denn, es passiert überraschendes. Auch das sei nicht ausgeschlossen, zeigten sich Prozessbeteiligte optimistisch.

AH

Journalisten-Prozess vor dem Abschluss?

20. April 2010

Der Strafprozeß gegen zwei Leipziger Journalisten vor dem Dresdner Amtsgericht wurde am 19. April fortgeführt. Für kommenden Montag ist der letzte Verhandlungstag geplant. Der Prozeß wurde eröffnet, weil die beiden Beschuldigten einem Strafbefehl über 120 Tagessätze widersprochen hatten. Den Journalisten wird üble Nachrede und Verleumdung vorgeworfen. Im Zusammenhang mit dem laufenden Verfahren hat der rechtspolitischer Sprecher der GRÜNEN-Fraktion im Sächsischen Landtag,  Johannes Lichdi, darauf hingewiesen, dass die sächsischen Staatsanwaltschaften bisher insgesamt 100 Verfahren im Zusammenhang mit der “Sachsensumpf”-Aktenaffäre geführt haben. “Ich habe erhebliche Zweifel, ob der Verfolgungseifer der Staatsanwaltschaft Dresden die richtigen trifft. Journalisten nehmen eine für die grundgesetzlich garantierte Informations- und Meinungsfreiheit wesentliche Aufgabe wahr. Diese ist in Gefahr, wenn flächendeckend gegen Journalisten ermittelt wird – offensichtlich ohne dass ihnen eine Straftat nachzuweisen ist“, heißt es in einer Presseerklärung von Lichdi. „Nur eine Verurteilung bei 21 Verfahren spricht nicht dafür, dass Journalisten hier Recht und Gesetz flächendeckend verletzt hätten.”
Mit dem Prozeß beschäftigt sich heute auch die Berliner Zeitung: Ermittlung nach Wunsch

Dritter Verhandlungstag in Dresden

15. April 2010

Am dritten Verhandlungstag im Strafprozess gegen zwei Journalisten wegen Verleumdung sollten heute Nachmittag eigentlich drei Zeugen befragt werden. Zwei wurden gleich zu Beginn abgeladen. Sie sollen erst an den noch folgenden Verhandlungstagen am 19. bzw. am 26. April befragt werden. Nur ein Landtagsabgeordneter (Bündnis 90/Grüne) trat daher heute in den Zeugenstand. Er wurde zum Korruptions-Untersuchungsausschuss des Landtages befragt. Viel neues Papier ging dabei über den Richtertisch. Der Prozeß vor dem Amtsgericht Dresden wurde eröffnet, weil die beiden Beschuldigten einem Strafbefehl über 120 Tagessätze widersprochen hatten. Den  Leipziger Journalisten wird üble Nachrede und Verleumdung vorgeworfen. Die Verhandlung wird von mehreren Medienvertretern beobachtet.


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