Nach Ansicht des Bundesverbandes Lokal-TV droht „der Gattung Lokalfernsehen in Sachsen das Aus“. In einer Pressemitteilung spricht der BLTV-Vorstandsvorsitzende Klaus-Dieter Böhm gar von einem „medienpolitischen Super-GAU…. Die hohen Kosten der Digitalisierungsprozesse, zu denen die Veranstalter gezwungen sind, führen unsere Sender in den finanziellen Ruin.“ Die sächsische Staatsregierung verstoße gegen ihren eigenen Koalitionsvertrag. Darin wird das Lokalfernsehen als erhaltenswertes Kulturgut bezeichnet. „Leider haben es CDU und FDP bei schönen Worten belassen. Wir ernten jetzt die Früchte ihrer Untätigkeit“, sagt Böhm.
In der Pressemitteilung heißt es weiter:
„Modelle zur Förderung des Lokalfernsehens wie in Bayern, Österreich oder in der Schweiz belegten eindrucksvoll, wie finanzielle Unterstützungen durch die Länder nicht nur zu einem stabilen Mediensystem, sondern auch zur demokratischen Meinungsbildung und Teilnahme an gesellschaftlichen Prozessen auf regionaler und lokaler Ebene führen kann. „Auch der Freistaat Sachsen habe den Sendern immer wieder Unterstützung zugesichert, lässt die Programmveranstalter aber seit Jahren ausbluten, wirkliche Hilfe fehlt“, erklärt Böhm. Die schwarzgelbe Koalition in Dresden verstoße gegen ihren eigenen Koalitionsvertrag, in dem das Lokalfernsehen aufgrund seiner gesellschaftlichen Leistungen als erhaltenswertes Kulturgut verankert wurde.
Sachsens Lokalfernsehsender weisen einen außerordentlich hohen Vernetzungsgrad auf. Allein dadurch konnte das Lokalfernsehen in Sachsen sein Dasein bisher sichern. Wenn Leipzig und Chemnitz ihre Programme einstellen, so hat das aufgrund der engen Kooperationen in Hinblick auf Programmaustausch, Vermarktung und Technik direkte Folgen für alle anderen Lokalsender in Sachsen.
Erfolgreiche Programmformate wie „7 Tage Sachsen“ stehen somit in Frage und zahlreiche Werbekombinationen können faktisch nicht mehr bedient werden.“
LEIPZIG FERNSEHEN und SACHSEN FERNSEHEN haben gestern mitgeteilt, dass sie im September ihren Sendebetrieb einstellen werden. Davon betroffen sind an beiden Standorten zusammen rund 40 Mitarbeiter. Beide Programme zählen mit 300.000 Zuschauern (Weitester Seherkreis) zu den zuschauerstärksten Sendern in Ostdeutschland.
Der DJV Sachsen hatte sich gestern bereits zu Situation geäußert und fordert die Staatsregierung auf, endlich aktiv zu werden.